Die Märkte erlebten am Montag einen deutlichen Abschwung, was auf erneute Besorgnis der Anleger über den Verlauf der Zinssenkungen der US-Notenbank und die Widerstandsfähigkeit der Gesamtwirtschaft hindeutet. Die Volatilität hält sowohl in den traditionellen als auch in den digitalen Asset-Märkten an, da Bedenken hinsichtlich einer „KI-Blase“, schwacher makroökonomischer Daten und einer verknappten Liquidität die Stimmung stark belasten. Dieses ausführliche Update analysiert die jüngste Entwicklung wichtiger Anlageklassen, aufkommende Stresspunkte im Krypto-Umfeld, Reaktionen institutioneller Investoren und innovative Entwicklungen wie das Near Intents-Protokoll, das neue Möglichkeiten für kettenübergreifende Liquidität erschließt.
Traditionelle und digitale Märkte gehen in eine Risiko-Aversion-Phase
Die Finanzmärkte starteten die Woche in einer klaren Risiko-Aversion-Stimmung. Sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq 100, die üblicherweise als Gradmesser für das Anlegervertrauen in US-Aktien gelten, gaben um 1 % bzw. 1,1 % nach. Besonders der Technologiesektor musste Verluste hinnehmen – Ausdruck der Sorge über hohe Bewertungen und unsichere zukünftige Erträge, insbesondere da Pessimisten das Potenzial einer „KI-Blase“ ähnlich der Dotcom-Ära heraufbeschwören.
Sichere Häfen boten Anlegern wenig Trost. Gold, oft als Wertaufbewahrungsmittel in turbulenten Phasen betrachtet, verlor 1,4 %. Bitcoin, der sich gelegentlich unkorreliert mit Aktien und Rohstoffen verhält, schnitt noch schlechter ab – ein Minus von 2,3 % und damit nur knapp über der 90.000-Dollar-Marke. Dieser breit angelegte Ausverkauf unterstreicht das Ausmaß der Unsicherheit, die sich durch sämtliche Bereiche des Investment-Universums zieht.
Sektorübersicht: Kryptos reflexiver Abschwung
Der Ausverkauf am Montag war umfassend. Mit Ausnahme eines bescheidenen Gewinns von 1 % bei Bitcoin-Minern verzeichnete nahezu jeder bedeutende Sektor des Digital-Asset-Marktes Verluste. Besonders hart betroffen waren:
- L2 Token: Minus 6,1 %, was die wachsenden Zweifel an der Nachhaltigkeit von Layer-2-Scaling-Projekten angesichts der Deleveraging-Phase im Bereich DeFi widerspiegelt.
- Solana-Ökosystem: Fiel um 5,6 %, ebenfalls beeinträchtigt durch Turbulenzen im DeFi-Bereich und Risikoaversion.
- Layer 1s (L1s): Verlust von 2,3 %, entsprechend der Abwärtsbewegung des breiteren REV-Index (ein Krypto-Performance-Maßstab).
- KI, DePin und RWAs: Jeder dieser Sektoren – künstliche Intelligenz, dezentrale Netzwerke für physische Infrastruktur (DePin) und die Tokenisierung realer Vermögenswerte (RWAs) – verzeichnete Verluste im Bereich von 2,6 % bis 3,2 %.
Im Wochenvergleich konnte keines der erfassten Krypto-Indizes ein positives Ergebnis halten. Bitcoin selbst liegt auf Sieben-Tage-Sicht 13 % im Minus – paradoxerweise zählt er damit zu den besser performenden digitalen Assets. Im Hintergrund verschlechterte sich die grundlegende Gesundheit der Kryptonetzwerke deutlich, Ethereum- und Solana-Coins verloren 25–30 %, der REV-Index 13,3 %.
Liquiditätsengpass und makroökonomische Gegenwinde
Die Reflexivität des Kryptomarkts gegenüber gesamtwirtschaftlichen Bedingungen tritt in Phasen wie dieser besonders deutlich zutage. Anders als reifere Anlageklassen werden Digital-Assets oft zuerst und am stärksten getroffen, wenn sich die Dollar-Liquidität insgesamt verknappt. Ein Vorbote für Stress ist die wachsende positive Spanne zwischen dem Secured Overnight Financing Rate (SOFR) und dem Effective Federal Funds Rate (EFFR) – ein Hinweis darauf, dass Marktteilnehmer bereit sind, über dem Leitzins der Fed zu zahlen, um an Bargeld zu kommen. Diese Entwicklung deutet auf akute Spannungen an den Übernacht-Finanzmärkten hin und signalisiert breitflächiges Risiko-Meiden.
Die makroökonomischen Themen werden wohl weiterhin angespannt bleiben. Die kürzliche Beilegung des US-Regierungsstillstands dürfte etwas Liquidität ins Finanzsystem zurückführen, da das Treasury General Account (TGA) abgebaut wird. Doch Debatten darüber, wann das quantitative Tightening (QT) endet und ob ein möglicher Kurswechsel hin zu einer Ausweitung der Fed-Bilanz Risikowerte stützen kann, dauern an. Investoren beobachten wichtige Datenveröffentlichungen genau, darunter die Nvidia-Quartalszahlen am Mittwoch und den wegen Shutdown auf Donnerstag verschobenen Arbeitsmarktbericht für September.
Institutionelle Ströme: ETFs mit starken Abflüssen
Bitcoin Spot Exchange-Traded Funds (ETFs) sind klar in eine Phase intensiver Abflüsse eingetreten. In den letzten drei Wochen haben institutionelle Investoren rund 3 Milliarden Dollar aus Bitcoin-ETFs abgezogen, um das Risiko angesichts fehlenden Marktvertrauens und zunehmenden Liquiditätsstresses zu reduzieren. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Ethereum-ETFs, aus denen rund 1,2 Milliarden Dollar im selben Zeitraum abgezogen wurden.
Im Gegensatz dazu konnte Solana-ETFs dem Trend trotzen und fast 650 Millionen Dollar anziehen – eine Entwicklung, die auf den Start neuer Solana-basierter ETF-Produkte und frisches institutionelles Interesse zurückgeführt wird.
Auswirkungen auf Unternehmens-Treasuries
Dauerhafte Gewinner im Segment der Krypto-Unternehmensschätze wie MicroStrategy (MSTR) zeigen inzwischen Ermüdungserscheinungen. So fiel das Market Value-to-Net Asset Value (mNAV)-Verhältnis von MSTR kürzlich unter 1,0 – auf etwa 0,9x – eine deutliche Änderung, nachdem es beim bullishen Start ins Jahr 2025 noch mit 2–3x Aufschlag gehandelt wurde. Auch andere börsennotierte Unternehmen mit erheblichen Bitcoin-Beständen sind betroffen, mit mNAV-Werten bis zu 0,4x.
Die Schrumpfung der Equity-Prämien hat die Krypto-Akkumulation durch Unternehmen erheblich gebremst. Die Kapitalbeschaffung durch Aktienausgabe ist weniger lukrativ, und anhaltende mNAV-Abschläge könnten bei weiter negativer Stimmung eine Welle von Treasury-Liquidierungen auslösen.
Die Notlage der Bitcoin-Miner
Bitcoin-Miner, üblicherweise ein Frühindikator für die Vitalität von Kryptonetzwerken, kämpfen aktuell mit mehreren Gegenwinden. Der Hashpreis – eine Kennzahl für Miner-Einnahmen pro Berechnungseinheit – ist auf etwa 38 US-Dollar pro Petahash pro Sekunde (PH/s) eingebrochen, obwohl die Netzwerk-Hashrate sich wieder dem Rekordwert von 1.100 Exahashes pro Sekunde (EH/s) nähert. Die rückläufige Rentabilität, getrieben durch sinkende BTC-Preise, hat einen scharfen Ausverkauf bei Minen-Aktien ausgelöst – rund 17 % minus in nur einer Woche.
Erhöhte Marktvolatilität hat die Miner-Umsätze leicht gestützt, indem die Netzgebühren auf etwa 1,2 % der Blockbelohnungen gestiegen sind (im Vergleich zu 0,5 % in vorherigen Tiefs). Diese Einnahmen reichen jedoch nicht aus, um den Einbruch in der Minen-Ökonomie zu kompensieren.
Der Sektor leidet zudem unter wachsender Skepsis gegenüber der „KI-Blase“, der KI-Krypto-Index fiel um rund 20 %. Dennoch sehen einige Analysten darin eine Kaufgelegenheit, gerade da einige Miner sich in Richtung grundlegender Infrastruktur-Dienstleister für die boomende KI-Industrie positionieren.
Near Intents: Kettenübergreifende Krypto-Liquidität neu definiert
Während die Märkte diese makroökonomischen Blessuren verdauen, schreitet die Innovation im Digital-Asset-Ökosystem weiter schnell voran. Der jüngste Durchbruch des Near-Protokolls ist die Einführung von „Near Intents“ – einem neuen Ordertyp, bei dem Nutzer das gewünschte Transaktionsergebnis festlegen statt die genaue Ausführung. Gestartet im November 2024 als Kernprodukt, nutzt Near Intents ein Netzwerk von „Solvers“ – externe Akteure, die gegen eine Gebühr die optimale Transaktion zur Erfüllung des Nutzerwunschs identifizieren und ausführen können.
Dieses System nutzt wesentlich Nears Chain-Abstraktions-Stack und das Intent-Solver-Netzwerk, um den Handel mit Hunderten Assets über verschiedene Blockchains hinweg aus nur einem Konto zu ermöglichen – ohne umständliche Bridges oder das Wrapping von Assets. Das Ergebnis ist eine reibungslose, benutzerfreundliche Erfahrung, welche weite Bereiche der Krypto-Landschaft abdeckt.
Nach einer moderaten Einführung in den ersten Monaten erlebte Near Intents im Oktober 2025 einen explosiven Durchbruch – mit abgewickelten Volumen von 1,72 Milliarden US-Dollar, was einem erstaunlichen Anstieg von 256 % gegenüber dem Vormonat entspricht. Die Zahlen für November sind noch beeindruckender: Stand 17. November hatte das Protokoll bereits 2,19 Milliarden Dollar abgewickelt und dürfte bis Monatsende fast 4 Milliarden Dollar erreichen.
Gebühreneinnahmen und Nutzerwachstum
Der sprunghafte Anstieg der Transaktionsaktivität schlägt sich in einer schnellen Gebührengenerierung für die Near Intents-Plattform nieder. Im November 2025 allein hat das Protokoll bereits 4,09 Millionen US-Dollar an Gebühren eingezogen – mehr, als von der Einführung bis Ende Oktober insgesamt (3,95 Millionen US-Dollar) generiert wurden. Sollte die Teilnahmequote anhalten, dürfte Near Intents im November rund 7 Millionen Dollar Gebühren einfahren und damit als wichtiges Umsatzstandbein des Near-Ökosystems fest etabliert sein.
Zashi-Integration beschleunigt exponentielles Wachstum
Das exponentielle Wachstum von Near Intents wurde durch die Unterstützung von Zcash (ZEC) und die Integration mit Zashi, der führenden mobilen Zcash-Wallet, katalysiert. Zashi ermöglicht nun dezentrale, kettenübergreifende Swaps direkt in ZEC innerhalb der Wallet – eine wichtige Funktion für Datenschutz-orientierte Nutzer. Ein jüngstes Zashi-Update hat das Nutzererlebnis weiter verbessert: Private Swaps erlauben nun das Wechseln jeglicher Near-unterstützter Assets (wie BTC, ETH oder USDC) in abgeschirmte ZEC-Adressen. Dadurch werden bisherige Datenschutzlücken beseitigt, bei denen Swaps noch manuell abgeschirmt werden mussten oder Verknüpfungsinformationen zwischen transparenten und abgeschirmten Adressen offengelegt wurden.
Infolgedessen ist ZEC nun das drittmeist getauschte Asset via Near Intents – nur USDT und USDC liegen vorne –, mit einem kumulierten Swap-Volumen von über 569 Millionen US-Dollar seit dem 1. September 2025.
Der Weg voraus: Nachhaltige Innovation oder kurzfristiger Hype?
Mit Blick auf die Zukunft stellt sich die Frage, ob der jüngste Near-Intents-Boom in erster Linie eine temporäre Nachfragewelle, getrieben durch ZEC-Akkumulation, oder der Beginn eines andauernden Wachstums ist, da Nutzer die permissionless, kettenübergreifenden Swap-Möglichkeiten annehmen. Sollte Letzteres eintreten, könnte Near Intents zu einem tragenden Eckpfeiler der Liquiditätsversorgung im entstehenden multichainen DeFi-Umfeld werden. Die starke Resonanz auf private Swaps und das friktionslose Nutzererlebnis haben das Potenzial, auch eine treue, über die Anfangs-Kohorte hinausgehende Nutzerbasis zu schaffen.
Fazit: Kryptomärkte testen die Grenzen, Innovation bleibt
Zusammenfassend sehen sich sowohl traditionelle als auch digitale Asset-Märkte einem perfekten Sturm aus makroökonomischen Gegenwinden, Liquiditätsstress und situativen Narrativen wie der vermeintlichen „KI-Blase“ gegenüber. Digitale Vermögenswerte – bekannt für Reflexivität und extreme Volatilität – wurden nicht verschont: Die Verluste übertreffen im Wochenvergleich die meisten anderen Risikowerte, während sich institutionelle Akteure angesichts der Unsicherheit zunehmend zurückziehen.
Doch während Stress die Widerstandskraft der Märkte und Teilnehmer prüft, bleibt die Kryptoindustrie an der Innovationsfront auf Kurs. Protokolle wie Near Intents lösen reale Nutzerprobleme, bieten nahtlose, datenschutzfreundliche kettenübergreifende Erlebnisse und gewinnen rasant an Akzeptanz. Ob diese Innovationen ein stabileres, vielseitigeres und liquideres Krypto-Ökosystem hervorbringen werden, bleibt abzuwarten – ihr schneller Durchbruch inmitten widriger Umstände liefert jedoch einen vielversprechenden Ausblick auf die Zukunft dezentraler Finanzmärkte.

